6. September 2024: AGF-Fachgespräch zur Diskriminierung von Familien auf dem Wohnungsmarkt

Grafik Fair Mieten

Am 6.9.2024 veranstaltete die AGF ein Fachgespräch zur Diskriminierung von Familien auf dem Wohnungsmarkt. Als Experten waren Charlotte Weber und Remzi Uyguner von der Berliner Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt „Fair mieten – Fair wohnen“ eingeladen. Das Fachgespräch steht in einer Reihe von Veranstaltungen der AGF zum Thema familiengerechtes Wohnen und Zugang zu Wohnraum für Familien.

So hatte die AGF im Jahr 2023 ihre Fachtagung zum Thema “Familie und Wohnen” durchgeführt und im Anschluss ein Arbeitspapier zu familienspezifischen Perspektiven der Wohnungspolitik veröffentlicht (https://ag-familie.de/files/AGF_Familie_Wohnen_Juni_2024.pdf). Im Jahr 2024 hat die AGF ein Fachgespräch mit Jan Kuhnert und Reinhard Aehnelt zur “Neuen Wohngemeinnützigkeit” durchgeführt (https://ag-familie.de/de/19-juni-2024-agf-fachgespraech-zur-neuen-wohngemeinnuetzigkeit/).

In dem aktuellen Fachgespräch ging es konkret um die Diskriminierung von Familien bzw. bestimmten Familienformen (insbesondere Familien mit Migrationsgeschichte, Alleinerziehende, kinderreiche Familien, Patchwork-Familien) auf dem Wohnungsmarkt und welche Potenziale in einer gezielten Weiterentwicklung des AGG liegen könnten.

Charlotte Weber und Remzi Uyguner eröffneten das Fachgespräch mit einem Impulsvortrag, in dem sie das Thema umrissen (Präsentation von “Fair mieten – Fair wohnen”). Sie erläuterten den Diskriminierungsbegriff sowie das Beratungskonzept der Fachstelle und schilderten, wie sich Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt für verschiedene Personengruppen darstellt. Dabei beleuchteten sie zum einen diskriminierende Praktiken beim Zugang zu und bei der Vergabe von Wohnraum. Zum anderen zeigten sie anhand von Beispielen, wie sich Diskriminierung in Nachbarschaftskonflikten äußert.

Für beide Problembereiche – Wohnungsvergabe und Nachbarschaftskonflikte – bietet die Fachstelle individuelle Unterstützung durch Beratung der Betroffenen an. Darüber hinaus ist sie präventiv und politisch aktiv, indem sie durch Materialien und Öffentlichkeitsarbeit über Diskriminierung und deren Vermeidung aufklärt. Ihre Expertise bringt die Fachstelle auch in Gespräche und Fortbildungen mit Wohnungsunternehmen und wohnungspolitischen Akteuren ein. Darüber hinaus beteiligt sie sich an der Diskussion um die Weiterentwicklung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) und bringt ihre Erfahrungen ein, um das Gesetz zu schärfen.

Im Mittelpunkt der Diskussion mit den Familienorganisationen standen die Themen Diskriminierung bestimmter Familienformen auf dem Wohnungsmarkt und die Möglichkeiten einer Weiterentwicklung des AGG als Instrument gegen die Benachteiligung von Familien. Familienspezifische Diskriminierungen werden derzeit vom AGG nicht erfasst. Es wurde diskutiert, inwieweit das AGG um das Diskriminierungsmerkmal „Familienstand“ bzw. „Familienstruktur“ erweitert werden könnte. Dabei sollte der „Familienstand“ so definiert werden, dass weniger der aktuelle Status (z.B. verheiratet, ledig, geschieden) im Vordergrund steht, sondern vielmehr die Tatsache, ob Kinder im Haushalt leben und in welcher Konstellation diese Familien existieren (z.B. alleinerziehend, kinderreich).

Darüber hinaus wurde diskutiert, wie sichergestellt werden kann, dass besonders schutzbedürftige gesellschaftliche Gruppen auch nach einer möglichen Erweiterung der Diskriminierungstatbestände im Zentrum des AGG bleiben. Konsens bestand darin, dass das AGG kein Instrument ist, die gravierenden Probleme auf dem Wohnungsmarkt zu lösen. Eine Kombination aus gezielter Förderung von familienfreundlichem Wohnraum, politischer Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Familien auf dem Wohnungsmarkt und Quoten für den Zugang von Familien zu bezahlbarem Wohnraum kann neben rechtlichen Anpassungen des AGG eine Strategie sein, um Familien auf angespannten Wohnungsmärkten zu entlasten.

Hier finden Sie die Präsentation von “Fair mieten – Fair wohnen, Berliner Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt” https://ag-familie.de/files/Einfuehrung_FMFW.pdf