30.11.2010: AGF-Veranstaltung zur Kinderarmut in Deutschland und Europa

Titelblatt Veranstaltung der AGF un der Europäischen Kommission zu Kinderarmut

Auf der AGF-Veranstaltung diskutierten Vertreter/innen aus Verbänden, Wissenschaft und Politik über die Ergebnisse des europäischen Jahres gegen Armut und die nun nötige Politik gegen Kinder- und Familienarmut.

In Kooperation mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland fand die Veranstaltung mit dem Titel “Kinderarmut in Deutschland und Europa. Wo stehen wir am Ende des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung?” im Europäischen Haus Unter den Linden statt.

Matthias Petschke, Leiter der Kommissionsvertretung in Deutschland, sowie Edith Schwab, Vorsitzende der AGF, eröffneten die Tagung. Beide betonten die gute Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission und der AGF seit 2009 und die unverändert dringende Beschäftigung mit dem Thema.

Referenten und Podiumsteilnehmer

Barbara Steffner, die Leiterin der politischen Abteilung der EU-Kommission in Berlin, berichtete anschließend über die bisherigen Initiativen der Europäischen Kommission zur Armutsbekämpfung und gewährte einen Einblick in die im Rahmen der Agenda 2020 geplanten weiteren Maßnahmen.


Dr. Grabka

Das Impulsreferat von Dr. Markus Grabka vom DIW Berlin zeigte dann, dass die Schere zwischen arm und reich in Deutschland immer weiter auseinandergeht. Die Situation der besonders gefährdeten Personengruppen, vor allem von Kindern und Jugendlichen, Alleinerziehenden und Migrant/innen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren weiter deutlich verschlechtert.


In der Podiumsdiskussion, die von Maria von Welser, stellvertretende Vorsitzende von UNICEF Deutschland, geleitet wurde, wurde diese Diskrepanz zwischen den politischen Maßnahmen und den realen Lebensbedingungen aufgegriffen. Edith Schwab, Thomas Mann, Mitglied des Europäischen Parlaments und dort stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, sowie Dr. Jens Regg, Geschäftsführer Grundsicherung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg bei der Bundesagentur für Arbeit, erörterten gemeinsam mit dem Publikum, wie eine effektive Politik gegen Kinder- und Familienarmut zu gestalten sei. Als wesentlich wurde der Zugang zu existenzsichernder Arbeit genannt, ein quantitativ und qualitativ ausreichendes Bildungs- und Betreuungssystem sowie ein gesellschaftliches Klima für mehr Solidarität und Empathie.

Podium

Kontrovers diskutiert wurde die häufige Anwendung von “best practice” –Modellen im Sozialbereich. Die Konzentration auf kleinere Projekte und Teilaspekte im Rahmen des „best practice“ sei zwar gut, um zeigen zu können, dass bestimmte Maßnahmen erfolgreich sind bei der Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung. Von Seiten der Verbände wurde jedoch die Kritik geäußert, dass es auf EU- wie auf Bundesebene viele gute Modellprojekte gebe, diese aber – nachdem sie ihren Nutzen bewiesen haben – nicht verstetigt würden. Die Politik vernachlässige langfristige, zielgerichtete Weichenstellungen für kurzlebige Erfolgsnachrichten.

Dr. Regg

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