AGF-Stellungnahme zum 8. Familienbericht

[14. 5. 2012] Die AGF hat heute ihre ausführliche Stellungnahme zum 8. Familienbericht und der sich darauf beziehenden Stellungnahme der Bundesregierung veröffentlicht. Darin stimmt sie mehrheitlich mit der Problemanalyse der Kommission überein, kritisiert jedoch die unzureichende Familienperspektive.

Die in der AGF zusammengeschlossenen Familienverbände erachten die Empfehlungen der Kommission im Hinblick auf real notwendige Rahmenbedingungen zur Lösung der Zeitkonflikte von Familien als unzureichend. Sie lassen den Bund fast vollständig aus der Verantwortung und verweisen stattdessen an das freiwillige Engagement der älteren Generation, an die Sozialpartner sowie an die finanziell klammen Kommunen.


In ihrer Stellungnahme weist die AGF darauf hin, dass Familien täglich aufs Neue beweisen, wie kompetent sie bei der Bewältigung zeitlicher Engpässe sind und verwahrt sich gegen den Vorwurf, Familien hätten Nachholbedarf in Bezug auf Zeitkompetenz. Aus Sicht der Familienverbände sucht  die Kommission insgesamt zu wenig nach guten Rahmenbedingungen zur Lösung der Zeitkonflikte von Familien, sondern vor allem nach möglichst kostengünstigen und für Unternehmen belastungsneutrale Lösungen. Die Bedürfnisse der Familien werden immer wieder gegen die Anforderungen des Arbeitsmarktes und die Folgen für die Unternehmen abgewogen und müssen teilweise dahinter zurückstehen. Dies wird besonders deutlich bei den empfohlenen Veränderungen des Arbeitsrechts.

Grundsätzlich begrüßen die Familienverbände den arbeitsrechtlichen Ansatzpunkt, ebenso wie die Forderung nach einem bedarfsgerechten Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze. An diesen Stellen wäre jedoch mehr Entschlossenheit wünschenwert.

Im Einzelnen äußert sich die AGF in ihrer Stellungnahme zu den Themenbereichen:

  • Ausbau der Infrastruktur: Die AGF unterstützt u.a. die Forderung des Berichts nach einem bedarfsdeckenden, qualitativ hochwertigen Betreuungs- und Bildungsangebot, das auch über das Vorschulalter hinausgehen muss und unterstreicht dabei vor allem die Forderung nach hoher Qualität der Betreuung.
  • Umverteilung von Zeit zwischen den Geschlechtern: Um die Familienaufgaben zwischen den Geschlechtern gerechter zu verteilen, müssten u.a. Bedingungen geschaffen werden, die es Frauen wie Männer ermöglichen, ihre individuell gewünschte Verteilung von Arbeits- und Familienzeit zu realisieren. Dieses sei in der Realität häufig noch nicht der Fall.
  • Ältere als Zeitspender: Die AGF erachtet ehrenamtliche Hilfe Älterer in der häuslichen Pflege und bei der Kinderbetreuung als außerordentlich hilfreich, warnt jedoch davor, freiwilliges Engagement als Ersatz öffentlicher Aufgaben zu sehen.
  • Ausweitung der Großelternzeit im BEEG: Die AGF merkt u.a. kritisch an, dass Großelternzeit schwer umzusetzen sei, wenn Großeltern und Enkel nicht in der gleichen Stadt wohnen. Im Hinblick auf binationale Familien fordert sie Erleichterungen im Visum- und Aufenthaltsrecht von im Ausland lebender Großeltern.
  • Familienorientierung des Arbeitsrechts: Um eine höhere Arbeitszeitflexibilität zugunsten der Arbeitnehmer/innen zu sichern, ist aus Sicht der AGF u.a. eine Überarbeitung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes unabdingbar.
  • Stärkung der Zeitkompetenz von Familien: Die AGF spricht sich deutlich gegen die Einschätzung des 8. Familienberichts und der Bundesregierung aus, Familien verfügten über mangelnde Fähigkeiten im Umgang mit Zeit. Familien seien aufgrund der verschiedenen Zeitstrukturen, Taktgeber und Ansprüche sehr kompetente Akteure in der Bewältigung zeitlicher Engpässe.

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