Das diesjährige Europäische Fachgespräch fand am 25. Oktober 2023 in Berlin statt. Thematisiert wurde die Europäische Strategie für Pflege und Betreuung, die im Dezember 2022 vom Europäischen Rat verabschiedet wurde.
Hintergrund
Die Europäische Strategie für Pflege und Betreuung verfolgt einen lebensphasenübergreifenden Ansatz, der Kinderbetreuung und Langzeitpflege betrachtet. Das Europäische Expertentreffen wird seinen Schwerpunkt auf die Langzeitpflege legen, die insbesondere die Pflege älterer Menschen sowie die Pflege von Behinderten umfasst. Das wichtige Thema der Kinderbetreuung wird nur eine begrenzte Rolle spielen wird an anderer Stelle diskutiert.
Dokumentation
Die ausführliche Dokumentation der Veranstaltung findet sich hier:
Dokumentation des Europäischen Fachgesprächs der AGF zur Europäischen Care Strategy im Okt 2023Herunterladen
Zentrale Erkenntnisse
Positive Impulse für lebensphasenübergreifende Care-Politik | Die Care-Strategie setzt positive Impulse, eine stärker lebenslaufübergreifende Perspektive auf Care-Arbeit zu entwickeln. Die Zusammenschau von Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen ist notwendig, um Frauen zu entlasten und vor Altersarmut zu schützen, da sie in beiden Bereichen die Hauptlast der Care-Arbeit tragen. |
Breiter Ansatz zur Verbesserung der Langzeitpflege | Es wurde von den Expert:innen der breite Ansatz der Care Strategy mit den Säulen der qualitativen Verbesserung der Pflegedienste, der Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegesektor, der Verbesserung der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflegeverantwortung, der Erhöhung der Investitionen in den Pflegesektor und der Verbesserung der Evidenzbasierung der Pflege begrüßt. |
Weitere Stärkung der Angehörigenpflege in den nationalen Umsetzungsprozessen notwendig | In den Mitgliedstaaten gibt es nur vereinzelt Leistungen und Rechte, auf die pflegende Angehörige direkt Anspruch haben. Hier sind die Mitgliedstaaten in der Pflicht, u.a. die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern, die Zusammenarbeit zwischen professionellen Pflegekräften und pflegenden Angehörigen zu erleichtern, den Zugang zu Beratung und psychologischer Unterstützung sowie zu Entlastungsangeboten auszubauen und eine angemessene finanzielle Unterstützung für pflegende Angehörige zu gewähren. |
Fachkräftemangel bekämpfen und gemischte Pflegearrangements fördern | Dem europaweit bestehenden Mangel an Pflegefachkräften muss begegnet werden, indem die Attraktivität des Pflegeberufs u.a. durch höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen gesteigert wird. Gleichzeitig muss aus Sicht der Familien die „Lebbarkeit“ gemischter Pflegearrangements mit professionellen, familiären und anderen informellen Pflegepersonen erleichtert werden. |
Qualitätsstandards schaffen und auf alle Langzeitpflegeanbieter anwenden | Die Mitgliedstaaten sollten verbindliche Qualitätsstandards für alle Formen der Langzeitpflege festlegen. Diese sollen für alle Anbieter von Langzeitpflege gelten, unabhängig von ihrer Rechtsform und Trägerschaft. |
Prävention des Pflegerisikos und der gesundheitlichen Risiken durch Pflegetätigkeit stärken | Die allgemeine Gesundheitsförderung über die gesamte Lebensspanne muss ausgebaut werden, um das Pflegerisiko zu verringern und den Anteil der behinderungsfreien Lebenserwartung an der Lebenszeit zu erhöhen. Darüber hinaus müssen Präventionsangebote für pflegende Angehörige ausgebaut werden, um die physischen und psychischen Belastungen der Angehörigenpflege auszugleichen. |
Zeitpolitiken zur gerechteren Verteilung der Sorgearbeit entwickeln | Zeitpolitische Maßnahmen wie bezahlte Auszeiten von der Erwerbsarbeit für Kinderbetreuung oder Pflege sind wichtige Entlastungsmaßnahmen für Familien. Sie sind so auszugestalten, dass mittelfristig die Armutsrisiken durch Sorgearbeit sowie deren ungleiche Verteilung zwischen den Geschlechtern abgemildert wird. |
Pflegekoordinatoren mit ausreichend Mitteln ausstatten und Zivilgesellschaft einbeziehen. | Damit die nationalen Koordinator:innen die Umsetzung der EU-Pflegestrategie erfolgreich vorantreiben können, brauchen sie entsprechende Kompetenzen und Ressourcen. Nur so können sie Lösungen über Ressortgrenzen und föderale Zuständigkeiten hinweg unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft organisieren. |
Programm (hier auch als PDF-Datei):
Simultane Übesetzung: DE / EN
10.00h | Ankommen |
10.30h | Begrüßung Sven Iversen, AGF |
10:40h | Die sozioökonomischen Auswirkungen von Langzeitpflege auf Familien in Europa Georgia Casanova INRCA Centre for Socio-Economic Research on Ageing |
11.15h | Die Europäische Pflegestrategie: Zielsetzungen und Stand der nationalen Umsetzung Dana Bachmann. European Commission |
11.45 | Kommentare: Pflege über die gesamte Lebensspanne – Ist der Ansatz der Pflegestrategie sinnvoll? Impulsbeiträge: • Camille Roux, COFACE Families Europe • Phillippe Seidel, AGE Europe |
12.30h | Mittagspause |
13.30h | Implikationen der Europäischen Strategie für Pflege und Betreuung für die deutsche Pflegepolitik • Dr. Nils Dahl, German Federal Ministry of Health |
14.00h | Umsetzung und Prioritäten der Pflegestrategie: Impulse der Pflegestrategie zur Verbesserung der Unterstützung von Familien bei der Bewältigung der (Langzeit-)Pflegeverantwortung Impulsbeiträge: • Jorge Falcato, President of the Independent Living Centre, Lisbon, Portugal • Elisabeth Lammers, Vice President in charge for European Affairs, Unapei, France • Lía Barrese , Time Use Initiative, Spain • Georgia Casanova, INRCA Centre for Socio-Economic Research on Ageing, Italy |
16.15h | Verabschiedung |