Pressemitteilung der AGF zum 8. Familienbericht

Die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen unterstützt das Ziel des heute veröffentlichten 8. Familienberichts, die Lösung familiärer Zeitkonflikte als gesellschaftliche Aufgabe zu etablieren. Leider wirkt der Bericht angesichts der politischen Sparvorgaben sowie der großen Zurückhaltung gegenüber der Bundespolitik und dem Taktgeber Arbeit eher kraftlos.

„Familien sind den unterschiedlichen Zeitstrukturen der alltagsbestimmenden Institutionen wie Arbeitgeber, Schule oder Kita in besonderer Weise ausgesetzt. Sie brauchen gezielte und verlässliche Unterstützung“, so die Vorsitzende der AGF, Bettina Müller-Sidibé, „doch vielfach bleiben die Familien mit ihren Zeitproblemen auf sich allein gestellt. Der 8. Familienbericht erkennt dies deutlich, entlässt den Bund aber fast vollständig aus der Verantwortung.“ Stattdessen, so Frau Müller-Sidibé weiter, verweise der Bericht an das freiwillige Engagement der älteren Generation, an die Sozialpartner sowie an die finanziell klammen Kommunen, die sich schon beim gegenwärtigen Kita-Ausbau in Zurückhaltung üben.


Obwohl Familien täglich aufs Neue beweisen, wie kompetent sie bei der Bewältigung zeitlicher Engpässe sind, verlangt die Berichtskommission von den Familien eine höhere Zeitkompetenz. Aus Sicht der Familienverbände sucht  die Kommission insgesamt zu wenig nach guten Rahmenbedingungen zur Lösung der Zeitkonflikte von Familien, sondern vor allem nach möglichst kostengünstigen Lösungen. Die Empfehlungen der Kommission – die Erhöhung von Zeitkompetenz, das Verleihen von Zeit, das Ansparen von Zeitkonten – erinnern teilweise doch sehr an Momos graue Herren von der Zeitbank.


Die in der AGF zusammengeschlossenen Familienorganisationen sehen im Familienbericht einige gute Ansätze, wie z. B. beim bedarfsgerechten Ausbau qualitativ hochwertiger Betreuungsplätze oder der notwendigen Familienorientierung des Arbeitsrechts. Sie vermissen jedoch häufig Entschlossenheit. Gerade im Hinblick auf den Taktgeber Arbeitswelt wären weitergehende Empfehlungen wünschenswert, so die Familienorganisationen.


Dass diese fehlen, liegt auch am Grundsatz der Kommission, die Handlungsempfehlungen möglichst belastungsneutral für Unternehmen zu gestalten. Aus Sicht der AGF ist diese Art der Prioritätensetzung für einen Familienbericht befremdlich. Denn „es darf nicht sein, dass es immer Familien sind, die sich auf die Zeiterfordernisse von Unternehmen, Kita, Öffnungszeiten etc. einstellen müssen“, erklärt dazu Bettina Müller-Sidibé. „Stattdessen muss dringend die Perspektive gewechselt und die Familien in den Mittelpunkt gerückt werden.“

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